Im Land der Michelin-Restaurants, der Geishas und der Schreine zu reisen, heißt an der Lebens­kunst und Weisheit der Japaner teilnehmen zu dürfen.

Kulinarik

Folgende Beispiele sind ein kleiner Aus­schnitt aus der japanischen Küche, doch sie zeigen ihre Grund­gedanken: Balance der Aromen und Konzen­tration auf das Wesentliche.
Ramen - Nudelsuppen
Als Hybrid zwischen Suppe und Nudel­gericht ist Ramen ein echtes Beispiel für japanisches Soulfood. Die unglaublich schmack­haften Nudel­suppen sind ein beliebtes Gericht für unterwegs und sind in allen möglichen Varianten erhältlich, von vegetarisch bis zu Versionen mit Fleisch, Fisch und Meeres­früchten. Dazu frische Kräuter, ein Algen­blatt, ein Ei: diese Suppe heilt (fast) alle Wunden. Übrigens: Bereits zwei Ramen-Bars in Tokyo wurden mit einem Michelin-Stern dekoriert.
Sushi
Eine feste Säule der japa­nischen Küche: Sushi. Die kunst­vollen Häppchen werden immer mit fang­frischem Fisch zubereitet und nach festen Regeln verspeist. Man beginnt mit der hellsten Farbe und endet mit der fett­reichsten Füllung. Dazwischen Ingwer­stückchen, um die Ge­schmacks­ner­ven neu zu kalibrieren. Anders als hierzu­lande wird in Japan unter Sushi meist Nigiri verstanden, das von Meistern wie Jiro Ono mit Bedacht­samkeit komponiert wird. Nehmen Sie sich die Zeit und kosten sie ebenjene.
Kaiseki
Bei einer formellen Tee-Einladung wird ein kleines Mahl serviert, das eine Grundlage für den Tee schafft, Kaiseki. Von vielen als die Voll­endung der japanischen Koch­kunst betrachtet, sollte sich ein gelungenes Kaiseki-Menü wie eine Sinfonie aus Geschmäckern und Sinnes­eindrücken ent­falten. Leichte Brühen, Reis, eingelegtes oder gekochtes Gemüse und Fisch sollen den Magen nicht belasten und orientieren sich unter anderem an den Vorlieben der Gäste und an den Jahres­zeiten. Wenn das nicht ‘food for thought’ ist.
Teekultur
Abwarten und Teetrinken? Ganz im Sinne der Japaner. Der Genuss von Grüntee wie Matcha oder Sencha verfolgt eine reinigende und medi­tative Wirkung. Die Abläufe einer traditio­nellen Tee­zeremonie werden seit über 1000 Jahren durch feste Regeln bestimmt. Darunter fällt auch die Sitz­ordnung und die Ver­wendung bestimmter Uten­silien. Die Tee­zeremonie soll zur Gelassen­heit und inneren Einkehr führen und wird von den vier Begriffen Wa (Harmonie), Kei (Respekt), Sei (Reinheit) und Jaku (Stille) bezeichnet.

Kultur

In Japan ist alles eine Kunst. Ob heiße Quelle, Garten oder Tempel, japa­nische Kultur ist raffiniert, durchdacht und feingeistig.
Tempel und Religion
Die Mehrheit der Japaner fühlt sich sowohl dem Shinto als auch dem Buddhis­mus verbunden und besänftigt die Götter in den Tempeln regelmäßig mit kleinen und großen Geschenken. Viele eindrucks­volle Anlagen finden sich in der ehemaligen Haupt­stadt Kyoto und in Nara. Dazu gehören der Kloster­berg Hiei im Nord­osten Kyotos, Zentrum des Tendai-Buddhismus, und der Berg Koya, Zentrum des Shingon-Buddhismus. Im Alltag scheint der spirituelle Geist der Nation in der täglichen Routine, im Verhaltens­kodex und in vielen Ritualen durch.
Onsen Badekultur
Auch die japanische Badekultur folgt bestimm­ten Regeln. Dazu gehört dass man textilfrei und nach Geschlech­tern getrennt badet. Zudem sehen viele Badehäuser Tattoos und Piercings ungerne – sie abzukleben kann helfen. Am besten informiert man sich vor einem Besuch über die jeweiligen Haus­ordnungen. Vor dem Betreten des Wassers sollte der Körper bereits gewaschen sein, das Badehand­tuch wird am Becken­rand abgelegt oder auf dem Kopf getragen. Die durch­schnitt­liche Temperatur eines japanischen Onsens ist mit 41-42°C schweißtreibend hoch – so hoch wie die Nach­frage nach Onsen-Resorts.
Japanische Gärten
Landschaftsarchitektur wird in Japan ernst genommen. Pflanzen, Moos­flächen und Steine fügen sich zu wohl durchdachten Kompo­sitionen, die zur Meditation anregen. Solche leicht melancholischen Land­schafts­tableaus rangieren vom 14 Hektar großen Koraku-en Garten in Okayama zum Miniatur-Stein­garten von Ryoan-ji in Kyoto, der an ein abstraktes Kunstwerk aus Kieseln erinnert. Besonderheit: viele Gärten sind Kansho Shiki, das heißt zur puren Kontem­plation gedacht und nicht zu betreten. Dies gibt Garten­archi­tekten die Freiheit, die größte Wirkung auf Betrachter zu erzielen.
Geishas in Kyoto
Der Inbegriff der japanischen Weib­lichkeit und Raffinesse sind die Geishas und Kyoto ist das Herz der Geisha-Kultur. Während ihrer Aus­bildung, die durch­schnittlich fünf Jahre dauert, begleitet eine Kami-San die jungen Mädchen. In kleinen Häusern – Okiya genannt – unterhalten die Damen der gehobenen Kultur ihre Gäste im privaten Rahmen mit Gesang, Tanz und Poesie. Wer die Kunst der Geishas erleben möchte, sollte sich die öffent­lichen Auftritte nicht entgehen lassen. Täglich im April treten die enigma­tischen Damen im Gionja-Viertel Gion Kobu auf.