Früher das bedeutendste Handelszentrum Europas, heute das Diamantenzentrum der Welt: Antwerpen. Ihren Namen verdankt die Hafenstadt einer Legende, nach der der Held Silvius Brabo die abgehackte Hand eines despotischen Riesen in die Schelde geworfen haben soll. Ein Tag in der Heimat des flämischen Meisters Peter Paul Rubens mag etwas knapp bemessen sein, aber schauen wir doch mal, was wir mit der Zeit alles anfangen können.
Bereits die Ankunft in der Halle des Antwerpener Hauptbahnhofes ist ein Erlebnis, dem Sebald in seinem berühmten Roman Austerlitz ein ganzes Kapitel gewidmet hat. Sobald wir den eklektischen Bahnhof verlassen, lockt das Diamantenviertel – jeder Diamant der Welt reist einmal durch Antwerpen. Also wandern wir, den Kaffee in der Hand, und können zumindest etwas träumen und Window-Shopping betreiben.
Ein paar echte belgische Fritten zum Mittag bei Frituur Lo und wir finden uns im Rubenshaus wieder – mit vielen imposanten Werken des großen flämischen Meisters. Verweilen wir aber nicht zu lange, schließlich wartet im angesagten Stadtteil Het Zuid eines der kulturellen Aushängeschilder Antwerpens darauf, entdeckt zu werden. Nach umfangreicher Renovierung öffnet das Königliche Museum für Schöne Künste am 24. September 2022 erneut seine Pforten – und gewährt staunende Blicke auf Glanzstücke flämischer Malerei, internationale Meisterwerke und monumentale Skulpturen.
Man lebt nur einmal, also haben wir im Michelin-Restaurant L’épicerie du Cirque einen Tisch reserviert, das nur Menüs auftischt und seine Zutaten von belgischen Herstellern bezieht. Nach vier Gängen wandeln wir Richtung Hafen, wo ein weiterer Diamant strahlt: Das Haus der Hafenverwaltung von Zaha Hadid. Zum Abschluss des Tages etwas Live-Jazz im De Muze – wieso vergeht Zeit eigentlich immer so schnell?
Unser Tag beginnt am Grote Markt, wo wir im Anblick des Belfrieds den Morgenkaffee genießen. Danach lassen sich die 366 Stufen des Turms viel leichter bewältigen. Nach dem Panorama von oben werfen wir einen genaueren Blick auf die Innenstadt, die zum Weltkulturerbe zählt und lassen uns durch die gewundenen Gassen treiben.
Nach einem authentisch flämischen Lunch im urigen ‘t Walpoortje geht es gestärkt auf eine Entdeckungstour voller Kunst und Kultur. Im Gruuthusemuseum bestaunen Sie 500 Jahre Brügger Kunstgeschichte, das Bier-Museum lockt mit flämischer Aromenvielfalt, während das Historium Brügge Besucher auf eine atemberaubende Zeitreise durch das Goldene Zeitalter entführt. Das Sint-Janshospitaal sorgt im Rahmen der Ausstellung "Den Tod vor Augen. Hugo van der Goes: Alter Meister, neue Blicke" nicht nur mit dem aufwendig restaurierten Meisterwerk 'Der Tod Mariä' für staunende Blicke.
Was ist ein flämisches Dinner ohne Stoofvlees? Ein Dinner mit Garnelen oder Muscheln, da Brügge nicht allzu weit vom Meer liegt. Danach ein Spaziergang durch die beleuchtete Innenstadt – wenn unsere Kamera das mitmacht, einige Fotostopps – und wir beschließen den Tag im Lucifernum, einem ehemaligen Freimaurertempel, der zur Bar umfunktioniert wurde
Einst die größte Stadt im mittelalterlichen Europa vereint Gent heute den Flair einer gemütlichen Studentenstadt mit Weltambitionen. Als eine der UNESCO Cities of Music darf sie das auch. Doch auch Vegetarier und Kunstliebhaber finden genug für 24+ Stunden.
Nur ein Tag in Gent – fahren wir gleich die großen Geschütze auf, namentlich das SMAK, Stadtmuseum für zeitgenössische Kunst mit Werken von Andy Warhol oder Karel Appel. Anschließend statten wir dem ältesten Museum Belgiens einen Besuch ab. Das Museum für Schöne Künste (MSK) feiert ab 3. September 2022 sein 225-jähriges Jubiläum – mit über 9.000 Exponaten, drei Sonderausstellungen sowie einer umfangreichen Dauerausstellung mit hunderten Meisterwerken.
Ein Muss ist die St. Bavo-Kathedrale. Auch wenn eine Seitentafel des Genter Altars von van Eyck im 20. Jahrhundert gestohlen wurde, ist das Kunstwerk einen Besuch wert. Würdigen wir auch die gotische Architektur – auf dem Weg zum Korenmarkt sehen wir auch den Belfried und den Turm der St. Nikolaus-Kirche. Der Rest des Nachmittags ist für eine kleine Tour in Boutiquen und bei kreativen Chocolatiers, und Bibliotheken wie dem Boekentoren oder De Krook.
Wie wäre es mit einem vegetarischen Dinner? Jeder Donnerstag in Gent ist Veggietag und wird von den hiesigen Restaurants kreativ interpretiert. Zum Tagesabschluss dann ein Konzert: Die City of Music deckt von Oper über Jazz zu Festivals praktisch alles ab, was Klang und Sang hat. Sobald die Dämmerung hereinbricht, lädt der Genter Lichtplan zu magischen Abendspaziergängen voller erleuchteter Akzente, kunstvoller Schattenspiele und farbenfroher Kontraste ein. Noch stimmungsvoller kann man Straßen, Plätze und historische Baudenkmäler nicht illuminieren!
Stella Artois, weltbekannt und gern getrunken, kommt aus Leuven, der freundlichen Universitätsstadt an der Dijle. Entdecken wir das Kulturerbe, das über 1000 Jahre zurückreicht und verdienen wir unser abendliches Bier.
Surreal, kafkaesk? Der Bote Leuvens, der uns in der Innenstadt empfängt, ist ein grüner Käfer, aufgespießt von Jan Fabre in seiner Installation Totem. Sehen wir ihn als Glücksbringer – und wirklich, als Architekturliebhaber haben wir Glück. Die Universitätsbibliothek, die Kirche Sint Pieter und natürlich das Rathaus, dessen Fassade mit 236 Statuen geschmückt ist, halten uns lange beschäftigt. Die Universität der Stadt selbst besteht bereits seit 1425.
Eine Erkundungstour auf dem Fahrrad ist ein absolutes Muss. Besonders empfehlenswert ist die Radroute zu den Leuvener Abteien im Umland. Decken Sie sich mit frischem Proviant vom gemütlichen Samstagsmarkt in der Brusselsestraat ein und folgen Sie dem 14km langem Fahrradweg in Ihrem bevorzugten Tempo zu den Abteien. Die Parkabtei ist der ideale Ort für ein wohlverdientes Picknick am Teich unweit vom Kloster. Kommen Sie in der Natur zur Ruhe und lassen Sie sich begeistern von der spannenden Geschichte des Prämonstratenserordens, den Gründern der Abtei.
Ausgeruht? Gut, denn wer den kulinarischen Verlockungen Leuvens auf den Grund gehen möchte, sollte angesichts der üppigen Möglichkeiten Ausdauer mitbringen! Die belgische Bierhauptstadt wartet mit einer schier unendlichen Auswahl auf. Ob rustikales Biermenü in der Hop Gastro Bar, bieriger Rinder-Entopf im De Hoorn oder innovative Craftbier-Aromen aus der Nano Brauerei – der Duft von Hopfen, Malz und leckerem Stoofvlees ist in Leuven allgegenwärtig. Ein allerletzter Amber, Witbier oder Triple am Oude Markt markiert den frisch gezapften Ausklang für einen perfekten Tag an der längsten Theke Europas.
Etwas unbekannter, aber ein Juwel nichtsdestotrotz ist Mechelen, das früher einen sehr großen Wohlstand genoss. Paläste, Brauereien, Jugendstilarchitektur – Mechelen hat mehr als genug für einen aufregenden Tag.
Wollen wir bis ganz nach oben? An der Spitze des abgeflachten Turms des St. Rombouts, vom Skywalk, blickt man bis nach Antwerpen und Brüssel. Danach bieten sich die Schätze der St. Johanneskirche an – ihr Altar mit dem Triptychon von Rubens ist nur eines davon. Die Tour durch die Stadt führt vorbei an vielen Palästen, Bürgerhäusern und Villen, die bezeugen, wie reich Mechelen ehemals war.
Es lohnt sich, auf die andere Seite der Dijle zu wechseln, um das Art Nouveau-Kunstwerk im Wintergarten des Ursulineninsituts zu besichtigen – insbesondere die Bleiglasscheiben des Daches. Viele Museen wetteifern um unsere Aufmerksamkeit – Spielzeugmuseum, Technopolis, Kaserne Dossin Museum – aber wir wenden unsere Schritte zur Brauerei von Gouden Carolus, die bei den World Beer Awards den Preis Best Tripel Beer der Welt gewonnen hat.
Eine entspannte Bootsfahrt in den Abend hinein – früher hieß Mechelen Dijlestad und die Bedeutung des Flusses wird noch heute deutlich. Zeit für einen Happen – Burger bei Il Cardinale, belgische Klassiker bei d’Afspraak? Für ein Bier bei D’Hanekeef sollte auf jeden Fall noch Platz sein – wählen wir zwischen 50 Sorten und stoßen auf den Tag an.